Auf seinem jüngsten und mittlerweile fünften Album „Sprachlos“ setzt sich Ohmacht mit den Schattenseiten des modernen Lebens auseinander, schlüpft in verschiedene Rollen und lässt die Hörer teilhaben am täglichen Kampf, am Leiden und Jammern derjenigen Kreaturen, die sie so auf der Strasse nie zu Gesicht bekommen würden.
Die Gäste dieses 70 minütigen Werks der gehobenen Klagerei wurden dabei gezielt ausgewählt. Mit Notthesame aus den Vereinigten Staaten und Materpfahl aus Deutschland entschied sich Ohmacht zwar gegen grosse Namen, jedoch zweifelsfrei für höchste Qualität.
Ohmacht legte bei der musikalischen Untermalung Wert darauf, die unendlichen Möglichkeiten der heutigen elektronischen Musik zu reduzieren und schwergewichtig auf einige wenige Sounds zu setzen. Auf Samples wurde komplett und durchaus bewusst verzichtet. Die Entdeckung der Langsamkeit wird während der 16 selbst komponierten und eingespielten Tracks fortgeführt und intensiviert.
Mit seinem ihm durchaus eigenen Humor, einem masslos übertriebenen Hang zu Pathos und einer erstaunlichen Eloquenz begibt sich Ohmacht auf eine mühsame Wanderung, auf die unfruchtbare Suche nach etwas Sinn, nach Liebe, nach Gott und findet schlussendlich doch die Überzeugung, nicht suchen, sondern endlich finden zu müssen, sich der Welt wieder zuzuwenden und endlich leben zu wollen.
Ohmacht distanziert sich von plumpen Floskeln, lässt sich in kein Genre drängen, zeigt dabei jedoch deutlich, dass es neben Kutti MC und Dani Göldin weitere Künstler gibt, die sich von den Fesseln des Raps befreien konnten und an einer Weiterentwicklung dieser Kunstform arbeiten.
Ein lyrisch reifes Werk, welches den Verstummten eine Stimme verleiht.